Otto Lutz

Gründer der Ravensburger Schwarze Veri Zunft e.V

Wie alles begann

Otto Lutz war nicht einfach nur Otto Lutz – ein stetiger Quell von Schaffenskraft, Ideengabe, Energie und Überzeugung.

Otto Lutz, am 19.04.1936 in Ravensburg geboren - am 20.02.2018 in Ravensburg gestorben.

Wie die bewegte Zeit seiner Kindheit, während den Kriegsjahren, so verlief auch seine Jugend und sein späteres Leben.

Ideen, Talent und Kreativität lagen wohl schon in seinen Genen und waren in manchen Lebenslagen seine treuen Begleiter. Sicherlich hilfreich im erlernten Beruf als Dekorateur, als auch danach bei der Kreissparkasse in Ravensburg. Dort war er für die Werbeabteilung tätig. Dabei hat er unter anderem, in knapp 30 Jahren, bis zu seinem Ruhestand 1994, für die Kreissparkassen-Galerie, ungefähr 800 Kunstausstellungen gestaltet.

Otto Lutz war einer, der das Gemeinsame liebte und pflegte. Ob von der Jugend an, bis zum Fussball-Weltmeisterschaftsjahr 1954, als Jugendfußballer beim FV. Oder danach, als Eishockeytorwart des Ravensburger Eislauf- und Rollschuhvereins, am ehemaligen St. Christina-Hang, in Baden-Württembergs erstem Kunsteisstadion. Als Sangesbruder beim Ravensburger Doppelquartett, beim Sängerbund und nicht zuletzt bei den Heilignachtsängern.

Unter dem Namen "Coloroso der Artstift", als edler Ritter im Schlaraffen-Reych Welfia zue Buchhorn. Mitglied der Rutenfestkommission seit 1959, für die er über viele Jahre als Festzugsgestalter wirkte. Otto Lutz hatte im Jahr 1968, im Auftrag des damaligen Realschulrektors Ekkehard Aßfalg, die Schützentrommler der Realschulen ins Leben gerufen. Das äußere Erscheinungsbild des Kostüms, sowie auch den Stil der Schützentrommler-Märsche, tragen seine Handschrift.

Bald war Otto Lutz und seine Kreativität ein gefragtes Duo, wenn es darum ging, eine der neu gegründeten Gruppen einzukleiden. Die Uniformen vom Fanfarenzug Rauenspurg und die der Neuen Spohngruppe, sind ebenfalls aus seiner Schöpferkraft entstanden. Desweiteren entstand auch so die Fahnenschwingergruppe des Bildungszentrums St. Konrad, im Jahre 1979, auf Initiative des damaligen Vorsitzenden der Rutenfestkommission, Albrecht Krauss, und des Festzuggestalters, Otto Lutz. Der Zufall stand dabei Pate. Otto Lutz hatte ein paar Jahre zuvor bei der Ausstellung, "500 Jahre Schützengilde Ravensburg", in einem Buch, historische Darstellungen über die großen Schützenumzüge, in den Freien Reichsstädten im 16. Jahrhundert, etwas grundlegendes entdeckt. Den Schützen gingen dabei immer Trommler, Pfeifer und Fahnenschwinger voraus. Diese Darstellungen griff er auf und ging daran, historische Vorlagen, für die Kostüme und Fahnen zu suchen und umzusetzen. Otto Lutz war auch seit 1953 Milkaner, wenn auch hier mehr im Hintergrund. Hier spätestens, schaffen wir die Überleitung.
Die Litanei seines Wirkungskreises ist schon lang, aber es fehlen dennoch zwei Lebenswerke.

Das eine war für den mittlerweile zweifach gewordenen Opa, sein Zuhause bei seiner Frau Irmgard und den beiden Kindern der Tochter, zu seiner Erdung und zur Muse. Eine Gemeinschaft, die gerade auch durch den allzufrühen Verlust des Sohnes und Bruders schicksalshart geprüft wurde.

Die Fasnet und Otto

Das andere war seine große Leidenschaft, mit der er seinerzeit auch seine ganze Familie anstecken konnte. Die Fasnet!

Es hatte bestimmt schon seinen Grund, warum auch die Geschichte der Ravensburger Schwarze Veri Zunft schon zur Gründungszeit mit dem Namen Otto Lutz und seinen Attributen aus Enthusiasmus und Leidenschaft eng verbunden ist.

Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ließ sich der damalige Ravensburger Oberbürgermeister Dr. Albert Sauer vom Gemeinderat 10.000 DM, für ein kulturelles Vorhaben, namens Fasnet, genehmigen. In der Folge beauftragte er den damaligen Landeskonservator Dr. Walser, ein Sohn der Stadt Ravensburg, in den Archiven des Landes nach Narrenfiguren in unserem "Flecken" zu forschen. Er wurde fündig. Leider war für Kenner dabei bald zu erkennen, dass diese Vorschläge entweder frei erfunden, oder von anderen Orten abgekupfert waren. Nun das Geld war aufgebraucht und eine neuerliche Finanzspritze nicht in Aussicht. So beauftragte OB Dr. Sauer 1966 den damaligen Präsidenten der Ravensburger Milka, Lorenz Zimmerer, damit, Interessenten ausfindig zu machen, die an der Gründung eines Fasnetsvereins interessiert wären.

Im darauffolgenden Jahr, am 10. März 1967, wurde mit 10 Bürgern die Brauchtumsgesellschaft "Alte Ravensburger Fasnet" gegründet. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden Entwürfe von Otto Lutz und seiner "11 Räuber", mit der Hauptfigur des Räuberhauptmanns Xaver Hohenleitner, genannt auch "Schwarzer Veri", als weiterer Vorschlag aufgenommen. Mit den Narrenfiguren, nach Vorlage des Landeskonservators Walser, konnte offenbar keine begeisterungsfähige Personengruppe gefunden werden, sodass auch die dafür eingeteilten Gruppenleiter das Interesse verloren und somit sich auch die Brauchtumsgesellschaft im Sande verlief. Nur die Gruppe um Otto Lutz, traf sich fortan regelmäßig, jeden Sonntag zu morgendlichen Stammtischen, im Gasthaus "Zur Räuberhöhle". Dieser Personenkreis wurde von Woche zu Woche größer. Und so kam es folgerichtig am 15. Mai 1970 zur Gründungsversammlung der Ravensburger Schwarze Veri Zunft, bei dieser Otto Lutz zum 1. Zunftmeister gewählt wurde.

Seit der Gründung hatte Otto Lutz diesem jüngsten Kind der Ravensburger Fasnet den Stempel aufgedrückt. Über zwei Jahrzehnte hinweg, verkörperte er den Schwarzen Veri, den obersten Chef der Ravensburger Straßenfasnet, bevor er das Amt in jüngere Hände legte und von da an als beratender, durchaus streitbarer und gar nicht aufs Maul gefallener Ehrenzunftmeister fungierte. In seine Amtszeit fiel der Bau des ersten Zunftheimes 1972 am Sennerbad und auch 1986 des jetzigen im Wernerhof. Auch wurde im Oktober 1971 die Ravensburger Schwarze Veri Zunft im Alemannischen Narrenring aufgenommen, in dem sie bis heute mit Zünften aus den Regionen Allgäu, Bodensee, Donau und Oberschwaben, Mitglied ist. Auch im Alemannischen Narrenring hatte Otto Lutz eine Wirkungsstätte. Im selben Jahr des Zunftbeitritts im ANR, übte er ein Amt im Ordenskapitel aus. Im Jahr 1972 übernahm er das Amt des Brauchtumers, das er bis 1975 inne hatte und dies nochmals in den Jahren 1984 bis 1986. 1987 wurde er zum Vizepräsidenten gewählt. In dieser Funktion war er bis 1993 tätig und musste in den Jahren 1991/1992 den Verband kommissarisch leiten. 19.10.1996 wurde Otto Lutz vom Verband sogar mit dem Titel des "Ehrennarr des ANR" ernannt und ausgezeichnet.

Ein bewegtes und "ausgzeichnetes" Lebenswerk

Auch die Stadt Ravensburg zeichnete Otto Lutz aus und verlieh ihm am 20. März 2015 durch Oberbürgermeister Daniel Rapp eine Ehrennadel, weil er sich als Gründungs-Zunftmeister und langjähriger Vorsitzender der Schwarzen Veri Zunft, um die Brauchtumspflege in Ravensburg besonders verdient gemacht hat.
Seinem tiefgreifendem Wissen geschuldet, über volkstümliches und fasnächtliches Brauchtum, war er natürlich auch ein vielgefragter Berater vieler Zünfte.

Otto Lutz vereinte in seinen Leidenschaften aber nicht nur Ideen, Wissen, Muse und Ausdauer. Seine gelernten gestalterischen Möglichkeiten kamen ihm in einem weiteren Talent zugute. Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass ihn hierzu seit Kindesbeinen an, lebenslang eine besondere Liebe verband. Seine Liebe zur Schnitzerei und später zur Maskenschnitzerei. Das Zuhause glich einem reich sortierten Museum für fasnächtliches Brauchtum. Viele Stunden verbrachte Otto Lutz, wenn es möglich war, im Hobbykeller des Hauses. Er sagte einmal: "Ohne die Schnitzerei würde mir schwer was fehlen"!

Schon als kleiner Junge, half er dem Onkel beim Schnitzen von Krippenfiguren. Der Onkel meinte damals: "Das machst Du ja viel besser als ich!" Gerne hätte Otto Lutz die Holzschnitzerschule in Oberammergau besucht und aus dem Hobby einen Beruf gemacht. Die Eltern wollten es aber anders. Das Schnitzen begleitete ihn dennoch, wenngleich Beruf und Familie oft keine Zeit für das geliebte Hobby ließen. Anstöße von außen gab es genug. Mal wollte einer Figuren für ein Schachspiel, später sollten es dann Holzmasken sein. Heraus kamen, viele Masken vieler Zünfte der Marke Lutz. Er habe nie einfach Masken nachgeschnitzt, betonte er. Er orientierte sich zwar an historischen Vorbildern, doch in all seinen Eigenkreationen ist immer seine ureigenste Handschrift erkennbar geblieben. Dazu sagte er einmal: "Man muss mit Liebe und Konzentration arbeiten - sonst hat es gar keinenSinn"!

Den eigenartigsten Schnitzauftrag bekam er 1992. Da wollte die Filmgesellschaft von ihm für den Tatort-Krimi, "Bienzle und das Narrenspiel", der hier gedreht wurde, eine "Faschingsmaske" für einen Mörder geschnitzt haben. Das wollte Otto Lutz zuerst ablehnen. Er fürchtete, die Ravensburger Narrenzunft könnte in ein falsches Licht geraten. Er schnitzte dann aber doch und entwarf eigens dafür eine Maske, den "Butzhansel", dem danach, vor 11 Jahren, auch die Ravensburger Schwarze Veri Zunft, als weitere Maskengruppe in der Zunft, Einlass gewährte.

Sicher würde man noch viele weitere Querbezüge und Anekdoten zu Otto Lutz und seinem Wirken finden. Aber so wie Otto Lutz im Leben war, so halten wir es mit dem Gedenken an ihn.

Das Leben mag vergänglich sein, doch die Spuren seines Lebens und seiner Hände Werk und die Zeit mit ihm, wird stets in uns lebendig bleiben.

(Q: unbekannt)

Bildnachweis: Siegfried Heiss und Zunftarchiv