Wie alles begann

Der Ravensburger Oberbürgermeister und Kultusminster Dr. Albert Sauer machte Mitte der 1960er Jahre beim Gemeinderat der Stadt Ravensburg einen höheren Geldbetrag locker und beauftragte den damaligen Landeskonservator Dr. Walser, in den Archiven des Landes zu forschen, ob nicht noch weitere Narrenfiguren neben dem „Tyroler Bletzler“ zu finden sind.

Im Jahr 1966 beauftragte Oberbürgermeister Dr. Albert Sauer den ehemaligen Milka-Präsidenten Lorenz Zimmerer, in der Bürgerschaft Interessenten zu suchen, die sich zur Gründung eines Fasnetsvereins zur Verfügung stellen wollten.
Am 10. März 1967 wurde mit 10 Ravensburger Bürgern im Café Hamma in der Schussenstraße die Brauchtumsgemeinschaft „Alte Ravensburger Fasnet“ gegründet. Gleichzeitig wurden die Entwürfe vom Ehrenzunftmeister Otto Lutz der „11 Räuber“, deren Hauptfigur der „Schwarze Veri“ war, als weitere Gruppe aufgenommen. Nach verschiedenen Treffen der eingeteilten Gruppenleiter stellte man baldigst fest, dass man mit den Fasnetfiguren und -modellen des Landeskonservators Dr. Walser keine Begeisterung hervorgerufen werden konnte und aus mangelndem Interesse verlief sich die Brauchtumsgesellschaft auf nimmer Wiedersehen.

Nur die Gruppe der „11 Räuber“ traf sich regelmäßig sonntags zu den morgendlichen Stammtischen in der Räuberhöhle (Burgstraße). Bei diesen Stammtischen wurden auch die ursprünglichen Entwürfe weiterentwickelt. Bald wurden auch Stimmen nach anderen Narrenfiguren laut. Die Anregung zur Hexenliesel kam direkt aus der interessierten Bevölkerung.
Hans Mayer, genannt der Kasperle Mayer, den von dem Unterfangen wusste, waren zwei Figuren in der Ravensburger Fasnet zu wenig. Nach diversen Wochenendtreffen in der Mayerschen Bauernstube in der Holbeinstraße dachte man an die in der Nachbarschaft liegenden Papiermühlen, so wurde der Ölschwang Papierkrattler geboren.

Die Gründung der Ravensburger Schwarzen Veri Zunft

Nach dreijähriger Vorbereitungszeit trafen sich ca. 30 Interessenten am 15. Mai 1970 im Nebenzimmer des Gasthauses Deutscher Kaiser in der Charlottenstraße zur Gründerversammlung. Die Versammlung wurde von Otto Lutz, Gründer und Ideengeber der Ravensburger Schwarze Veri Zunft geleitet, welcher auch an diesem Abend unter der Wahlleitung von Oberverwaltungsrat Karl Braig zum Zunftmeister gewählt wurde.

Erster Zunftrat der Ravensburger Schwarze Veri Zunft e.V.:

  • Zunftmeister: Otto Lutz
  • Vize-Zunftmeister: Hans Kessler
  • Schatzmeister: Paul Schempp
  • Zunftschreiber: Reinhold Wahl
  • Maskenmeister: Robert Frank
  • Maskenschnitzer: Reinhold Schäle
  • Ehrenzunftmeister: Lorenz Zimmerer (Präsident der Milka-Faschingsgesellschaft)

Am 29. Mai 1970 fand die erste Zunftratssitzung in Weißenbronnen (bei Bergatreute), vormals ein Schlupfwinkel vom „Schwarzen Veri“ Xaver Hohenleitner statt:

  • Häsmeisterin: Eri Hansmann
  • Oberräuber: Wolfgang Zinke
  • Oberkrattler: Hans Mayer (Kasperle Mayer)
  • Leithexe: Hans Jürgen Nuß

Am 12. September 1970 fand die erste Räubertaufe, ebenfalls in Weißenbronnen statt.

Fasnet in Ravensburg

Im Januar 1971 beteiligte sich die Ravensburger Schwarze Veri Zunft e.V. bereits mit 48 Hästrägern beim ersten Narrensprung in Haslach im Kinzigtal.

Im Oktober 1971 wurde die Ravensburger Schwarze Veri Zunft e.V. als Mitglied in den Alemannischen Narrenring (ANR) aufgenommen, wobei die Narrenzunft Lindau die Rolle des Paten übernahm. Otto Lutz wurde 1972 in das Präsidium des Alemannischen Narrenrings gewählt und war dort bis 1984 als Brauchtumer tätig. Unter dem ehemaligen Zunftmeister und Ehrenzunftrat Albert Schmid wurde die „Interessengemeinschaft Ravensburger Narrenzünfte“ (IGRN) ins Leben gerufen. Die IGRN umfasst neben der Ravensburger Schwarze Veri Zunft e.V. weiterhin die Narrenzünfte Weissenau, Oberzell, Bavendorf und Schmalegg.

Die Ravensburger Schwarze Veri Zunft e.V. zählt nach über 50 Jahren ihres Bestehens, unter dem aktuellen Zunftmeister Jürgen Breg und Vize-Zunftmeister Andreas Denda, knapp 1.300 Mitglieder (davon ca. 740 aktive Hästräger). Der jährlich wiederkehrende Narrensprung am Fasnetsmontag zählt zu den größten Fasnetumzügen in der Region Bodensee-Oberschwaben.